2007 Schwentine Kanutour
Schwentine Kanutour Auszüge aus dem Bericht von R. Megelat
Ein Jahr ist schnell um. Vor zwölf Monaten waren wir auf der Peene im fernen Nordosten unterwegs. In diesem Jahr, 2007, treffen wir uns wieder am Wasser aber im hohen Nordwesten. Die Schwentine ist unser Ziel. Es ist der Lockruf auf unbekanntem Gewässer in einer für mich unbekannten Gegend Kanu zu fahren. Die Schwentine durchzieht Seen und windet sich als Fluss durch eine Hügellandschaft. Eine reizvolle Tour. Das Wetter ist stabil. Schauer, sie wechseln in kurzer Folge.
Aber da war erst einmal das große Wiedersehen der sozusagen fast Stammkanuten. Auch neue Gesichter sind dabei. Campingplatz am Lanker See. Starke Begrüßung durch Petrus. Wie schon gewohnt. Schnell die Zelte aufbauen. Passend zum Wetter ein Grill unterm Dach mit Platz für uns alle. Die Regenschauer prasseln, aber unsere Stimmung steht über den Wolken. Wir sind heiter. Der Sonnabend kann mit seinen Überraschungen kommen.
Sonnabendmorgen. Um 9.00 Uhr Abfahrt. In der Kanustation erhalten wir Schwimmwesten und Paddel. Sachen verstauen, Schwimmwesten anlegen und dann hinaus auf den kleinen See. Die grüne Boje ist anzusteuern. Hier wird es eng, Graben, Kanal oder Flaschenhals. Die Boote fädeln sich auf. Im Kanal wird schon ein bisschen gegen die Bande gesteuert. Dann der größere See, der „Kleine Plöner See“. Jetzt haben wir sie wieder, unsere treuen Wegbegleiter, die Schauer. Mit ihnen verstärkt sich böig der Wind. Es ist schon besser man schätzt die eigenen Kräfte bis zur nächsten Deckung richtig ein. Deckung geben die mit Bäumen bestandenen kleinen Buchten. Nass geworden sind wir doch irgendwie alle. Wie viele ungeplante Abschnitte diese Tour mit sich gebracht hat, ist nicht ermittelt. Dann das erste Picknick mit Sonne und natürlich einem Regenschlag. Der Rastplatz war überdacht. So ein Glück. Aus dem See geht es in die Schwentine hinein. Zwischen den Schilfwänden links und rechts ist der Abstand schon etwas größer als im ersten Kanal. Die Schwentine durchfließt zwei weitere Seen, den Kron- und den Fuhlensee. Sie sind mehr verbreiterte Flussläufe. Am Ende des letzten Sees eine wieder planmäßige Rast. Die ersten Anzeichen von Anstrengung signalisieren die sonst im Alltag unbelasteten Muskeln. Die Schwentine bleibt in diesem Teil ein ruhiges Gewässer. Sie ist hier mehr ein sumpfiger Graben in einer Verlandungszone. Eine trügerische Ruhe.
Kaum waren wir aus den geschützten Schilfwänden heraus, hatten wir es mit richtigem, starkem Wind zu tun. Eine Herausforderung. Na dann, ordentlich zugreifen und durchziehen, dem Wind die Stirn bieten. Eine Strömung im See lässt uns nicht in die gewünschte Richtung kommen. Der See hat die Form eines Bumerangs, er spielt mit uns Rückwärtsdrall. Die Arme werden schwerer. Der Wind schlaucht. Müde und matt ziehen wir die Kanus an Land. Feierabend.
Der Sonntag macht seinen Namen zum Programm. Die Sonne scheint und die Wolken drohen bestenfalls. Kaum vorstellbar ein schauerfreier Tag. Dafür haben wir ein neues Problem. Wir müssen über den Lanker See und heute haben wir noch stärkeren Wind und höhere Wellen. Für ein Kanu sind die Wellen doch schon spürbar hoch. Christian nutzt die Landdeckung konsequent, führt sein Boot schnell auf den See, einige Steuerleute hatten die Idee den Weg abzukürzen und mehr am rechten Ufer auf der vollen Windseite durch zu kommen. Das war eine falsche Entscheidung. Die Wellen rollten an das Ufer und kamen scheinbar zurück. Ein nicht ungefährlicher Wellen-mischmasch bringt die Kanus in eine unangenehme Schlingerei. Raus aus dieser Zone hin zur Mitte des Sees. Dort laufen die Wellen gleichmäßiger. Aber das ist mühsam. Ist das überhaupt zu schaffen? Nun braucht es den Willen und eine große Portion Selbstvertrauern gegen Wind, Wellen und die eigenen Gefühle anzukämpfen. Allmählich finden wir den Rhythmus und kommen vorwärts. Glücklich über die Strapaze legen wir am Ufer der Raststätte an.
Jetzt geht es auf der Schwentine weiter in Richtung Preets. Die Schwentine ist in diesem Abschnitt sehr naturbelassen, obwohl es mitten durch erschlossenes Gebiet geht. Die vielen Enten und Blesshühner mit ihren Küken lassen sich durch unsere Anwesenheit nicht stören. Zwischen Büschen, hängenden Ästen, Brückenfeilern, Flachwasser und einer schnelleren Strömung müssen wir nun hindurch. Einfachere Steuerfehler werden im Schilf korrigiert. Das Wasser wird breiter und flacher, ist mit Blättern und Kraut aller möglichen Seepflanzen bedeckt. Mooriges, schlammiges wird mit den Paddeln nach oben geholt. Ein richtiges Moorbad ist diese Schwentine also auch. Der Tag ist nicht unendlich und wir schwimmen dem ausgemachten Treffpunkt entgegen. Die Boote sind aus dem Wasser zu holen, zu entladen, zu säubern. Alles ist zu verpacken. Wir haben so vieles in den paar Stunden erlebt, nichts ausgelassen. Schön anstrengend. Das reicht wieder für ein Jahr. Ach ja wir hatten noch die Meldung von der Windstärke. Er hatte die Stärke fünf und die Böen sechs. Viel Glück gehabt, meint ein erfahrener Seemann, als er sich unsere Seequerung angehört hat. Weiter so, viel Glück für alle, bis zur nächsten Kanutour.
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